Geschätzte zwei Millionen Menschen nutzen Tiktok in der Schweiz, und zwar mit einer durchschnittlichen Nutzungszeit von rund 20 Stunden pro Monat. Tiktok dürfte also nicht so bald verschwinden. Es ist auch nicht nur ein Medium für Teenager, sondern entwickelt sich zu einem breiten Medium. Gefährlich werden kann der Plattform höchstens das eigene Suchtverhalten. Das Potential haben inzwischen auch die grossen Konkurrenten erkannt und ähnliche Produkte herausgebracht: die «Reels» von Facebook oder die «Shorts» von Youtube. Angeblich plant sogar Amazon eine Shopping-Plattform im Stil von Tiktok.
Auch andere Unternehmen haben das Potential erkannt, produzieren Tiktok-Videos und probieren sich im neuen Medium aus. Damit eine hohe organische Reichweite zu erzielen, ist aber kein Kinderspiel, ganz im Gegenteil. Videos müssen für junge Leute funktionieren und dürfen nicht zu werberisch daherkommen. Im Gegensatz zu anderen Plattformen, helfen bei Tiktok auch viele Follower nicht zwingend weiter, denn Tiktok hat kein Interesse daran, als Akquiseplattform wahrgenommen zu werden. Jedenfalls nicht, ohne dass du dafür zahlst. Es ist also wichtig, dass eine organische Tiktok-Strategie immer auch mit bezahlten Ads ergänzt wird. Sie garantieren gute Reichweiten, sind im Moment noch relativ günstig und es können Verlinkungen zu Webseiten ausserhalb Tiktoks hinzugefügt werden. Letzteres ist bei organischen Videos nicht möglich. Awareness- und Branding-Kampagnen profitieren am meisten von solchen Anzeigen.
Das Schalten von Werbung bei Tiktok ist inzwischen auch ähnlich unkompliziert möglich wie bei Facebook oder Linkedin. Diese Werbeformen stehen dir dafür zur Auswahl:
«In-Feed Ads»: Dieses Ad besteht aus einem Video mit einer Länge von bis zu 60 Sekunden. Es wird zwischen zwei organischen Videos ausgespielt. Es kann als bisher einziges über die Selbstbuchungsplattform von Tiktok eingebucht werden. Dafür wird ein Business-Center-Konto benötigt. Es funktioniert ähnlich wie der Business-Manager von Facebook. So können etwa die Zielgruppen basierend auf Gerät, Geschlecht, Alter, Sprache, Geografie oder Interessen definiert werden.
«Homepage Takeover»: Diese Anzeige startet beim Öffnen der App. Sie läuft ein paar Sekunden als Standbild oder als Video. Die Reichweite ist riesig, aber sie kann nicht selbst eingebucht werden. Das muss über Tiktok gemacht werden. Die Kosten für eine solche Buchung sind allerdings hoch.
«Top-View»: Diese Anzeige ist dem Homepage Takeover ähnlich, allerdings kann ein Video mit bis zu 60 Sekunden eingebunden werden. Es ist wahrscheinlich das aufmerksamkeitswirksamste Werbemittel auf Tiktok. Der Nachteil: Auch für diese Anzeige musst du tief in die Tasche greifen. Sie eignet sich daher vor allem für grössere Brands.
«Branded Hashtag Challenge»: Damit werden Tiktok-User dazu aufgerufen, an einer «Hashtag Challenge» teilzunehmen. Das heisst: Die User werden dazu animiert, ein Video zu einem bestimmten Thema zu erstellen und mit einem bestimmten Hashtag zu versehen. In aller Regel gibt es bei solchen Challenges auch etwas zu gewinnen. Diese Werbeform kann sehr gut funktionieren, aber es muss schon eine sehr gute, sehr kreative Idee dahinterstecken. Denn: Je mehr solcher Challenges existieren, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass viele User daran teilnehmen.
«Branded Effects»: User können visuelle Effekte für ihre Videos nutzen. Der Erfolg hängt dabei vor allem davon ab, wie gut der Effekt bei den Usern ankommt. Erst, wenn der Effekt breit genutzt wird, gibt es auch einen wirklichen Werbeeffekt.
Eine andere Möglichkeit, mit der du deine Videos verbreiten kannst, ist die Zusammenarbeit mit Tiktokern. Diese Creator unterstützen dich mit ihrer Kreativität und empfehlen dein Produkt über ihren eigenen Kanal. Es ist allerdings nicht immer einfach, die richtigen Tiktoker zu finden.
Autor: Philip Nolze